Autor: ichbindochganznormal

Corona, Dankbarkeit und der Job

Es ist Corona. Die Wirtschaft ist in einer Krise. Viele Menschen haben ihren Job verloren, noch mehr sind in Kurzarbeit. Eine große deutsche Airline kündigt betriebsbedingten Stellenabbau an, kam gerade erst.

Ich bin weder gekündigt, noch musste ich Kurzarbeit. Im Gegenteil, vorübergehend musste ich meinen Stellenanteil sogar noch mal hochfahren.

Photo by Karolina Grabowska on Pexels.com

Systemrelevant, hieß es plötzlich. Ich? Ich bin auf einmal systemrelevant? Mit meinen 100% GdB auf dem Ausweis und den diversen Zusatzstempeln?

Menschen mit Behinderungen sind in Deutschland deutlich häufiger von Arbeitslosigkeit betroffen. Die Statistik der Bundesagentur für Arbeit erfasst die Arbeitslosenquote schwerbehinderter Menschen. Diese lag 2018 bei 11,2 Prozent, die vergleichbare allgemeine Arbeitslosenquote betrug 6,5 Prozent.“ schreibt der DGB * .

Das deckt sich mit meinen Beobachtungen, die ich im Netz und Reallife so mache. Menschen mit Behinderung haben es schwerer, einen Job zu finden. Das hilft das AGG nichts, da hilft es nichts, dass die Bundesregierung die Menschenrechtskonventionen der UN unterzeichnet hat und sich damit verpflichtete, dass Menschen mit Behinderung gleichberechtigt in der Gesellschaft leben können.

Irgendwo hackt es. Die Gründe sind vielfältig und komplex.

Vor über 10 Jahren habe ich mich mal arbeitslos gemeldet. Es ging darum, einen bestimmten Zeitraum zu überbrücken.

Mir wurde eine spezielle Maßnahme für Menschen mit Behinderung angeboten, die ich gerne angenommen habe. Schon allein aus Neugier. Was passiert da? Wie läuft das ab? Wäre es vielleicht auch für mich eine Möglichkeit, mich bei einem Träger solcher Maßnahmen zu bewerben?

Mir ist klar, das ist jetzt eine einzelne , subjektive Wahrnehmung, die dazu noch über 10 Jahre her ist. Aber pardon, kurz und knapp: Die Maßnahme war Schrott und endete damit, dass ich den Referenten erklärt habe, wie man den Drucker einrichtet, dass openoffice eine gute Alternative zu Microsoft ist und dass man mit Adobe alle Dokumente einer Bewerbung in eine Datei integrieren kann.

Letztlich haben sie mich dann an eine

Coffeshopkette als Barista vermittelt, die sich auf die Fahne schrieb im Besonderen Menschen mit Behinderung einzustellen.

Es war eine Erfahrung. Nicht die beste Erfahrung, aber eine Erfahrung. Seither kaufe ich in Coffeeshopketten maximal Kaffee, niemals mehr etwas zum Essen.

Zuvor und danach habe ich immer gearbeitet. Jetzt würde ich gerne schreiben: „Und nie Probleme gehabt, einen Job zu finden.“ Stimmt nicht ganz, aber das ist eine andere Geschichte.

Corona also. Ich bin wirklich froh und dankbar, meinen Job zu haben und ihn vermutlich auch in dieser Krise behalten zu können. Und das, obwohl ich behindert bin.

But damn, in mir regt sich der Rebell, das Aufbegehren, eine ganz andere, nicht dankbare Stimme:

Geschenk von einem Kollegen

Ich leiste etwas. Ich bin verlässlich und loyal. Ich mache Überstunden, wenn nötig. Ich kann meinen Job. Ich bin engagiert und denke mit. Ich springe für kranke KollegInnen ein. Während der ganz akuten Lockdown Phase habe ich überall mitgearbeitet und bis heute bin ich nicht an meinem eigentlichen Arbeitsplatz, sondern arbeite da, wo es am Nötigsten ist.

Das hat alles nichts mit meiner Behinderung zu tun, sondern mit meiner Arbeitshaltung und dass ich in meinem Bereich gut bin.

Woher kommt diese latente Suggestion, ich müsse dankbar sein, überhaupt einen Job zu haben? Unabhängig von Corona.

Weil ich damit zu einer Minderheit innerhalb der Minderheit gehöre?

EDIT: An meinem jetzigen Arbeitsplatz hatte ich niemals Schwierigkeiten, negative Andeutungen oder gar Mobbing auf Grund meiner Behinderung. Das Vorstellungsgespräch und Einstellungsverfahren verliefen überkorrekt. Aber das ist mehr die Ausnahme, als die Regel.

EDIT 2: Sollten das KollegInnen oder ChefInnen lesen und ich bin gar nicht so guit, wie ich meine, sagt es mir ;).

* https://www.dgb.de/themen/++co++2f7b94c4-0bdc-11ea-913d-52540088cada

Liebe Politiker*innen

Liebe Politiker*innen

Liebe Politiker*innen,

ich schreibe gerne mal über das Scheitern. Ich scheitere ziemlich oft, fast täglich. Manchmal an den ganz großen Dingen und manchmal auch nur daran, einen Knopf zu zu bekommen.

Ich scheitere im Job, im Privaten, an praktischen Vorgängen und an theoretischen Überlegungen.

Aber das ist okay, das gehört dazu.

Dann probiere ich es noch mal, mal auf dem gleichen Weg, mal mit einem neuen Ansatz. Manchmal lerne ich aus dem Scheitern, oft auch nicht.

Auch das ist okay.

Ein wichtiger Bestandteil meines Jobs ist es, Partizipation und Demokratie vor zu leben und zu vermitteln.

Dazu gehört es, zu reden. Immer und immer wieder. Oft endlos, gleichzeitig mit verschiedenen Parteien, die konträre Meinungen vertreten, die nicht selten von meinem Standpunkt kilometerweit entfernt sind. Reden. Manchmal bis zur Besinnungslosigkeit. Verhandeln, Kompromisse suchen, nicht finden, andere Wege vorschlagen, neu verhandeln und bestenfalls irgendwann einen Kompromisse finden, mit dem alle mitgehen können. Nicht immer sind alle zufrieden. Die Grenze zum faulen Kompromiss ist oft spürbar. Noch mal neu aushandeln, die Dinge entwickeln lassen, noch mal reden.

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Ja, das ist anstrengend. Aber das ist mein Job. Aus dem ich nicht einfach mal eben so aussteige.

Mein Job ist es, eine friedliche Bürgerin dieses Landes zu sein.

Dazu gehört es, mich mit unliebsamen Mitbürger*innen irgendwie zu vertragen. Kompromisse zu finden, mit denen ich und die anderen leben können.

Meine Nachbarin, die glaubt die Flüchtlinge und die Antifa hätten bei ihr eingebrochen, weil sie da immer auf eine Montagsveranstaltung gehe.

Der Busfahrer, der mir die Tür vor der Nase zumacht.

Die Kollegin, die mich immer korrigiert.

Der Typ von der Straßenecke, der mich immer anschnorrt.

Mit all diesen seltsamen Gestalten muss ich mich irgendwie arrangieren. Macht keinen Spaß. Ist aber mein Job als Demokratin und Bürgerin.

Ich kann nicht einfach aussteigen und schreien: „ Ich will diese Nachbarin nicht mehr, ich will den Busfahrer nicht mehr, ich will, dass der Typ von der Ecke verschwindet.

Ich bin Teil dieser Gesellschaft und deswegen rede ich weiterhin mit der Nachbarin, auch wenn ich ganz anderer Meinung bin, erkläre dem Typen von der Ecke freundlich, dass ich nicht immer an geschnorrt werden mag und nehme manchmal die Korrekturen von der Kollegin an und manchmal verteidige ich meine Version.

Nur mit dem Busfahrer kann nicht reden, der ist weg.

Liebe Politiker*innen.

Es ist euer Job miteinander zu reden. Kompromisse zu suchen, zu scheitern und nicht zu finden, und dann müsst ihr weitermachen! Reden, verhandeln, Vorschläge machen, Vorschläge ablehnen, argumentieren und noch mal reden.

Klar, Kompromisse eingehen, heißt oft auch, Profil verlieren. Die Sorge und die Wähler und die Basis. Aber ihr sollt nicht Everybodysdarling sein, ihr sollt Politik machen! Partizipation und Demokratie leben! Dafür bekommt ihr Diäten, die den Begriff Diät nicht verdient haben, dafür werdet ihr bezahlt. Auch mal unbeliebt sein, auch mal einen Schritt in die andere Richtung gehen.

Und jetzt zeigen alle mit dem Finger auf den anderen. Da machen die Erzieher*innen im Kindergarten schon nicht mehr mit.

Ich weiß nicht, wer hinter den verschlossenen Sondierungstüren der Sturkopf war. Ich war nicht dabei. Ich weiß aber, jetzt müsst ihr neue Lösungswege suchen.

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Weil das euer Job ist. Ihr dürft nicht der Busfahrer sein.

Liebe Freundin mit Kind

Liebe Freundin mit Kind

Liebe Freundin mit Kind,

du musst mal eben stellvertretend herhalten, für alle meine Freundinnen mit Kind, mit Kindern, mit und ohne Ehemann oder Lebenspartner*in oder mit oder ohne aktiv anwesendem Vater.

Vielleicht kennen wir uns seit 20 Jahren und du hattest damals noch kein Kind, vielleicht kennen wir erst kurz und haben uns kennen gelernt, als da Kind bereits da war. Vielleicht sind wir eng befreundet, vielleicht sind wir nur Bekannte oder vielleicht sind oder waren wir Kolleginnen.

Aber in jedem Fall wolltest du ganz unbedingt ein Kind, das war das Ziel. Im Idealfall noch den dazugehörigen Partner.

Aber „das Kind haben“ war erst mal das Wichtigste. Alles andere würde sich dann schon ergeben. Egal, ob du den Vater nur in der einen Nacht gesehen hast, ob ihr erst sechs Wochen zusammen wart oder ob dein Freund, mit dem du seit Jahren zusammen warst, kein Kind wollte, oder vielleicht auch jetzt noch Kind wollte.

Kondome wurde manipuliert oder vergessen, die Pille versehentlich zu spät genommen oder der Freund vor die Wahl gestellt „ Kind oder Trennung“. Du hast blowjobs gemacht, die du immer eklig fandest, du hast sich schick gemacht und bist ausgegangen, wenn du deinen Eisprung hattest und du hast deinem Frauenarzt erzählt, ihr plant Kinder und du brauchst schwangerschaftsfördernde Hormone, als dein Mann von Scheidung sprach. Hauptsache Kind bekommen.

Du hast nie gesagt „ich möchte Mutter werden“, du hast immer gesagt: „ Ich will ein Kind“.

Es war also wirklich das erklärte Ziel: Kind muss her.

Du hast mir gesagt: „Das ist ein Gefühl, ein Bedürfnis, ein innerer Wunsch. Da helfen keine sachlichen Argumente“.

Ich habe trotzdem vorsichtig ein paar sachliche Argumente eingebracht.

Ich habe gratuliert, als es du dann schwanger warst.

Ich habe Unterstützung angeboten.

Ich habe diese seltsamen schwarz-weiß Bildchen bewundert, auf denen ich nichts erkennen konnte.

Was man eben so tut, als Freundin.

Babyparty, Babyfotos, Babygeschenke, ein Wunder, eine neuer Mensch ist geboren, die große Freude, das riesen Glück.

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Babygeschrei, durchwachte Nächte, Ängste und Zweifel, finanzielle Nöte, Streit mit dem Vater, gar kein Vater da, die große Überforderung, die riesen Verzweiflung.

Das Baby, das Kind, der riesen Egoist, auf die eigenen Bedürfnisse fixiert, du musst es stillen, aber es stillt nicht dein Bedürfnis nach….. nach was eigentlich? Dieses emotionale Loch zu stopfen? Dass endlich alles gut wird? Nach Liebe und Zufriedenheit?

Dein Kind ist nicht deine beste Freundin, dein Kind braucht Liebe und Grenzen, Beziehung und Erziehung, frische Klamotten, was Warmes zu essen und Schlaf. Nur schlafen gehen will es immer noch nicht.

Dein Kind will bespaßt und bespielt werden, aber du bist genervt, gestresst und erschöpft.

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Ich will ein Kind, hast du gesagt. Aber nie: Ich will Mutter werden.

Das Kind ist da. Und die Konsequenz daraus ist, dass du Mutter bist. Mit allem drum dran.

Ich höre zu, ich tröste, ich versuche deine Ängste und Zweifel zu lindern. Ich habe Verständnis.

Wir können uns nicht mehr so oft treffen, klar. Das Telefonat muss abrupt abgebrochen werden, natürlich. Wir finden doch einen Termin, der kurzfristig abgesagt werden muss, Kind krank, das passiert eben.

Ich babysitte kostenlos, ich schenke nicht nur dir etwas zu Weihnachten zum Geburtstag, sondern auch deinem Kind. Ich helfe bei den Hausaufgaben und hole das Kind vom Kindergarten ab, wenn du länger arbeiten musst oder krank bist. Ich berate beim Kindergeburtstagskuchen und ich bespaße die Kinder beim gemeinsamen Tierparkbesuch. Ich rufe nicht mehr an, weil Kind 1, 2 oder 3 gerade beim Einschlafen sein könnte und das Klingeln die Bettgehprozedur massiv verzögern würde.

Ich bin im Krankenhaus und du kannst mich nicht besuchen, Kind, klar. Ich brauche Hilfe, du sagst mir ab, weil dein Date abgesagt hat und Babysitter bezahlen, nur um zu mir zu kommen, das rentiert sich nicht. Ich habe Sorgen mit dem Job, aber wir müssen über die Schulprobleme vom Kind reden.

Ach, und der Vater, der Vater kümmert sich ja überhaupt nicht.

Ja, das hätte ich dir auch vorher sagen können. Aber das wolltest du weder damals noch jetzt hören. Wahrscheinlich wusstest du das. Genau so, wie die vielen anderen Sachen. Dass es finanziell eng wird, dass du genervt sein wirst, dass es anstrengend wird. Dass dieses Kind eben nicht dieses verdammte emotionale Loch stopfen wird. Aber das zugeben geht nicht. Nicht vor mir, vor dir selbst und vor sonst auch niemandem.

Liebe Freundin mit Kind, ich brauche Freundinnen. Mit oder ohne Kind. Aber eben Freundinnen. Menschen, die sich für meine Nöte und Sorgen interessieren, die mir zuhören und nachfragen. Die gemeinsam mit mir Zeit verbringen mögen.

Wenn du mich vom Skifahren auslädst, weil dir einfällt, dass ich Behinderung habe und Hilfe brauche, aber du endlich mal die kinderfreie Zeit genießen willst, verletzt mich das.

Es wird nicht besser, wenn die Kinder dabei sind und du dann natürlich keine Zeit hast, aber ich könne ja auf der Hütte allein lesen. Und abends darf ich dann babysitten, selbstverständlich kostenlos, wenn du zum Apres Ski gehst.

Liebe Freundin mit Kind, du wolltest unbedingt dieses Kind. Du bist erwachsen. Ich möchte dir ins Gesicht schreien, komm endlich klar drauf.

Aber dann in ich egoistisch, habe kein Verständnis und bin kinderfeindlich.

Liebe Freundin mit Kind, ich weiß nicht, wie lange wir noch Freundinnen sind.

Die Wiesn, die Wahlen und das große Kotzen

Am 24. September wurde in Deutschland gewählt.

Am 24. September war schon seit 8 Tagen Oktoberfest hier in München, die Wiesn.

Am 24. September hatte ich schon beim Aufstehen etwas Kopfschmerzen.

Kopfschmerzarten gibt es viele und ein paar davon kenne ich. Zum Beispiel Narbenschmerzen, dann schmerzt nur eine sichelförmige Linie auf der rechten Kopfhälfte, oder Spannungskopfschmerzen, wenn ich ich wegen der Spastik zu sehr die linke Schulter hoch ziehe, Müdigkeitskopfschmerzen, Kopfschmerzen, wenn die Nebenhöhlen verstopft sind, Kopfschmerzen vom zu lange am PC sitzen und manchmal Kopfschmerzen ohne ersichtlichen Grund.

Ibuprofen hilft meistens, wenn ich arbeiten muss.

Aber ich nehme schon oft genug Schmerzmittel, wenn ich nicht arbeiten muss, versuche ich das irgendwie anders auszukurieren.

Es ist Sonntag und ich habe nicht mehr vor, als wählen zu gehen.

Also lege ich mich noch mal ins Bett und glaube fest daran, dass später die Kopfschmerzen weg sind.

Und manchmal ist es Migräne.

Migräne ist nicht nur einfach Kopfschmerz.

Migräne ist Kopfschmerz, Übelkeit, Schwindel, Doppeltsehen und Licht und Geräusche nicht ertragen können.

Jede Bewegung verstärkt den Schmerz und du weißt nicht, ob du kotzen musst vor Schmerzen oder weil dir eh schon schlecht ist.

Wenn ich die Migräne rechtzeitig erkenne, dämmen die Triptane die Attacke.

Am 24. September habe ich die Migräne nicht rechtzeitig erkannt. Die Kopfschmerzen haben sich zu einer Migräneattacke entwickelt.

Aber ich will unbedingt wählen gehen. Ist mir einfach sehr wichtig. Besonders dieses Jahr.

Das Wahllokal ist nicht weit weg und ich rede mir selbst gut zu, ich schaffe das schon, nur 20 Minuten insgesamt, ruhig atmen, langsam gehen, Kreuzchen machen, wieder heim.

Mache ich.

Auf dem Rückweg passiert es dann.

Ich kann den Impuls zu Erbrechen nicht mehr kontrollieren und kotze schwallartig auf den Grünstreifen am Gehweg.

Ein Pärchen geht vorbei, sie zu ihm:

„Mei, die Bsoffenen von der Wiesn reiern jetzt scho um dreie mittags hier na, oreidig.“

„Oreidig“ musste ich trotz über 20 Jahren in München erst mal googeln: Hässlich, ekelhaft, abscheulich, aber auch: derb, seltsam.

Wiesn und jemand kotzt ist gleich: Auf der Wiesn zu viel getrunken.

So ist das, es wird verallgemeinert und nach gültigen Gleichungen gesucht. Bloß, wir kennen nicht immer alle Variablen.

Merkel ist scheiße und alle anderen auch, also wird AFD gewählt.

Was in den Medien steht, passt mir nicht, also nenne ich die Presse nun Lügenpresse.

Ich will gefälligst Klarheit, Ordnung und Struktur, Schwarz und Weiß, Gut und Böse, prima, dafür gibt es jetzt die AFD. Und die Flüchtlinge sind böse.

Vielleicht hätte mir das Pärchen sogar Hilfe angeboten, hätten sie von der Migräne gewusst. Sicher hätten sie die Situation anders oder auch gar nicht kommentiert.

Aber dazu hätten sie eine kotzende Frau ansprechen müssen. Macht man nicht gern. Versteh ich schon.

Vielleicht hätten viele doch nicht AFD gewählt, hätten sie sich mit unangenehmen Themen näher befasst. Sicher hätten einige der 13% sich doch anders entschieden, hätten sie sich das Parteiprogramm detaillierter angeschaut.

Nach Bekanntwerden der Ergebnisse war mir immer noch zum Kotzen. Tatsächlich und im Den ich übertragenen Sinne.

Und weil es hier ums Backen, uns manchmal ums Kochen, geht, es macht auch hier Sinn, sich mit den Details zu beschäftigen. Ich möchte Kürbissuppe machen. Also Kürbis gekauft. Den ich wie immer schälen wollte. Bloß, muss man den schälen? Kürbis ist nicht gleich Kürbis? Uuups, ist ein Butternutkürbis, der muss nicht geschält werden… 😉

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Butternutkürbis

Okay, ich für mich als Singlehaushalt nehme ungefähr die Hälfte von dem Butternutkürbis und werde ihn gewürfelt länger köcheln lassen. Eigentlich hätte ich davor noch eine kleine Zwiebel und eine kleine Knoblauchzehe in Olivenöl angedünstet, die Kürbiswürfel dazu und mit Wasser abgelöscht und dann erst köcheln lassen. Habe aber gerade keine Zwiebel und nur Knobi lohnt sich nicht, finde ich.

Außerdem merke ich ganz schnell, dass das viel zu viel ist, mit einem Teil des Pürees werde ich wohl noch was anderes machen……

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Zu den vor sich hin köchelnden Kürbiswürfeln kommen noch klein geschnittene Karotten dazu, etwas später, die brauchen nicht so lange, bis sie weich werden.

Ca. die Hälfte von der Pampe, ja es sieht unappetitlich aus, wird aber , glaubt mir, kommt in den Kühlschrank für später, Muffins vielleicht.

Jetzt beides Pürieren, Orangensaft und Sahne dazu und ordentlich würzen. Salz und Pfeffer auf jeden Fall, ein bissi Zucker und mein geliebtes Vanillecurry. Ingwer passt ebenfalls, hab ich auch nicht da. Normales Curry ginge auch. Ich mache noch einen Schluck Weißwein hinzu und lasse es noch mal kurz aufkochen.

Meine Kürbissuppe.

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Ignoriert bitte meine verzweifelten Versuche, das noch mit Balsamicocreme aufzuhübschen…..

Jetzt predige ich, detaillierte hinschauen, was da eigentlich gewählt wird, unf liefere ein derart unpräzises Rezept, ich weiß……

Was sind eure Lieblingskürbisrezepte? Ich habe da nämlich noch nen halben Butternutkürbis im Kühlschrank.

Wie fandet ihr das Wahlergebnis?

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Noch so ein Versuch, künstlerisch zu sein, das soll ein Hokkaido Kürbis darstellen 😉

Kennt ihr jemanden, der AFD gewählt hat?

Habt ihr selbst AFD gewählt? Wenn ja, warum? Wenn nein, auch noch mal warum?

Cleanfood, vegane muffins und zitronen-Mandelkuchen

Instagramm ist toll. Ich kann da wirklich gut die Zeit vertaddeln. Oder hübscher formuliert: Prokrastinieren.

Als chaosbaekerin suche immer nach Inspirationen was die restliche Instafamily so bäckt.

Einhörner- und Torten sind grad voll der Trend. Pferd mit Phallussymbol auf der Stirn? 😉

Und noch so ein Trend: Cleanfood. Hört sich nach sauber geputzten Lebensmitteln an. Scheint aber mehr in Richtung besonders biologisch, besonders gesund, besonders vitaminreich und besonders was weiß ich zu gehen. Okay, meinetwegen, ich meine zwar ein Apfel tut´s auch, aber wer will….

Wirklich interessant wird`s, wenn´s um clean backen geht. Rohrzucker, statt weißem Zucker, Vollkornmehl und viel Nuss. Kenn ich schon. Bin einer 80ger Jahre Kind rotgrüner Eltern. Aber es geht noch weiter: Lowcarb, glutenfrei, vegan, fettfrei und, neulich gelesen: Kuchen ganz ohne Zucker, also auch kein Honig, kein Sirup, kein Zuckerersatz. Wobei ich diesem Zuckerersatzzeugs eh skeptisch gegenüber stehe.

Ich meine, Kuchen ist eine Süßigkeit. Also süß. Und weil Fett ein Geschmacksträger ist, gehört auch Fett rein.

Zucker ist nicht böse, Zucker ist einfach nur Zucker. Und süß und hat Kohlenhydrate, die wir übrigens dringend brauchen. Zu viel Zucker kann ungesund werden, aber Zucker hat keine bösen Eigenschaften.

Ich mag nicht auf Zucker verzichten und ich glaube auch nicht, dass ich deswegen Diabetis, Rachitis oder Krebs bekomme. Den Tumor hatte ich eh schon.

Woher kommt diese ganze Essensregulierung? Freiwillig auf in unseren Gefilden übliche Lebensmittel verzichten?

Für mich macht es Sinn, den Apfel aus der Region zu kaufen, der nicht Plastik eingeschweißt ist, anstatt dem Bio-Apfel aus Spanien, der in Plastik verpackt ist. Der Apfel überhaupt macht viel Sinn, süß, lecker, vitaminreich und ganz schnell verzehrfertig. Waschen und essen.

Und Kuchen macht für mich Sinn, wenn er süß und saftig ist. Mit weißem Zucker und Butter. Gerne Butter, die ein wenig mehr kostet, weil sie bio ist und die Milchbauern gerecht entlohnt werden.

Kuchen muss nicht vitaminreich sein, er muss mir schmecken.

Weigere ich mich beim Verzichtstrend mitzumachen, weil ich eh schon verzichten muss? Ich muss auf den Führerschein verzichten, auf viele Sportarten und oft auf manche Aktivitäten, weil ich Schmerzen habe.

Essen will ich genießen, Essen soll mir Kraft und Antrieb geben, Essen soll mir auch Ballaststoffe, Vitamine und Spurenelemente geben. Essen soll mir Spaß machen. Und Spaß kann mir der frische Salat mit gebratenem Gemüse und der saftige Zitronen-Mandelkuchen mit Öl und dem extrafettem griechischem Joghurt machen.

Heute wollte ich mal wieder dem veganem Backen eine Chance geben, weil der vegane Kollege Geburtstag hat. Nussmuffins, mit Öl und weißem Zucker und Sojamilch.

Bin mal wieder gescheitert. Die Dinger ließen sich ganz schlecht aus der Form lösen. Sind fast alle zerbröselt und zermatscht.

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Nur drei konnte ich retten.

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Ich will das vegane Backen nicht gänzlich verurteilen. Vielleicht war´s einfach kein gutes Rezept. Wenn ihr mögt, schreibt mir doch eure liebsten veganen Backrezepte. Aber bitte mit Zucker und Fett. Und wenn möglich, ohne diese fancy, trendy Spezialzutaten.

Der Zitronen-Mandelkuchen ist deutlich besser geworden. Und lecker.

Zitronen-Mandelkuchen        2017-01-15-14-43-17

Teig:

4 Eier, getrennt

Prise Salz

200g gemahlene Mandeln

50 g Mehl

1 Tl Backpulver

120 g Zucker

etwas Vanilleextrakt oder Vanille Zucker

100ml neutrales Öl, z.B. Sonnenblumenöl                                            2017-01-15-14-47-48

100g griechischer Joghurt, oder einer der

genauso viel Fettanteil hat

Abrieb einer (Bio) Zitrone

Guss:

100g Puderzucker

etwas Amaretto oder Amarettosirup oder Mandelsirup

Eier trennen. Hab heute das erste verhauen, mir ist das Eigelb reingeflutscht. Aufgehoben, bald gibt’s Rührei. Noch mal. Eier trennen. Eiweiß mit der Prise Salz steifschlagen und Zucker einrieseln lassen. Eigelb cremig rühren und alle anderen Zutaten hinzu tun. Noch mal rühren. Dann das Eiweiß vorsichtig unterheben. In eine 24ger Springform füllen. Ich lege die vorher mit Backpapier aus und sprühe sie mit Backtrennspray aus. Einbuttern geht natürlich auch. Bei 180° Ober/Unterhitze ca. 30 bis 35 Minuten backen.

Für den Guss Puderzucker mit einem Schuss Amaretto, Amarettosirup oder Mandelsirup und Zitronensaft verrühren und auf dem Kuchen verteilen. Ach ja, den Kuchen etwas abküjlen lassen und vorher noch aus der Form holen. 😉

Das Fahrrädle, das Schweinchen und das Scheitern

Laufen ging schon ganz okay, aber ich wollte unbedingt wieder Fahrrad fahren. Vor der Operation konnte ich schon lange ohne Stützräder Fahrrad fahren.

Nach der Operation hatten meine Eltern berechtigte unberechtigte Zweifel, ob das noch oder jemals wieder möglich sei.

Mein Vater bastelte eine Schnalle an das linke Pedal, damit mein linker Fuß nicht unkontrolliert herum schlackerte und schraubte zu meinem Entsetzen die Stützräder wieder an. Ende der 1. Klasse mit Stützrädern fahren? Furchtbar! Ich versuchte meinen Eltern klar zu machen, dass sie mir nur ein bisschen helfen müssen, dann geht das ohne Stützis. Klar machen hieß: Heulen, Toben, Weinen, Schreien, Betteln und Flehen. Mir fehlten noch die richtigen Argumente. Aber ehrlich, ich hab erst mal klar gesagt, was ich denke. So klar wie es mit sieben Jahren geht. Und dann geheult, getobt, geweint……Keine Chance. Dafür bekam ich ein neues Fahrrad, cooler, hübscher, mit Gangschaltung. Aber mit doofer Schnalle und noch dooferen Stützis. Damit durchs Dorf, ich war die ganz große Lachnummer.

Zu meinem persönlichen Glück arbeiteten meine Eltern viel. Und bekamen vieles nicht mit. Zum Beispiel, dass ich mir mein altes, uncooles, hässliches Fahrrädle ohne Schnalle und ohne Stützräder aus der Garage genommen habe und in der Einfahrt geübt habe.

Ja, ich bin erst ganz oft hingefallen. Ja, es hat geblutet. Ja, es hat weh getan. Ja, ich war zu stolz, deswegen zu weinen.Ja, ich habe meine Eltern angelogen und Geschichten erfunden, woher die Schrammen kommen. Ja, meine Mutter hat furchtbar geschimpft, weil ich wieder mal nicht aufgepasst habe und hingefallen bin.

Aber nur so habe ich wieder Fahrrad fahren gelernt. Wie es dann letztlich alles raus kam, weiß ich nicht mehr. Irgendwann schraubte mein Vater die Schnalle und die Stützis ab und ich war happy. Vielleicht waren meine Eltern ein klitzekleines bisschen stolz auf mich. Wenn, dann haben sie es nicht gezeigt. Sie hatten unrecht, ich konnte entgegen aller Meinungen Fahrrad fahren.

Ich fahre bis heute nicht sonderlich gut Fahrrad, ich kann den linken Fuß immer noch nicht durchgehend auf dem Pedal halten. Für Außenstehende mag das seltsam aussehen. Aber im Sommer fahre ich gern Rad.

Kürzlich habe ich angefangen mit Fondant zu modellieren. Eine Spinne, eine Katze und ein Kürbis. Zu Erklärung, gegebenenfalls erkennt man es nicht.

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Ja, es sah nicht gut aus. Ja, es war eine ziemliche Schweinerei. Ja, ich war nicht sonderlich zufrieden. Aber ich wollte mich auch nicht wieder, wie damals mit dem Fahrrad damit verstecken. Alle sollten meine Fehler und Lücken sehen. Deswegen habe ich die Ergebnisse fotografiert, gepostet und auf den Kuchen getan und den Kuchen verschenkt. Nein, es ist mir nicht leicht gefallen. Ja, es gab viele nette, aufmunternde Kommentare. Ja, es gab auch wieder mal doofe Kommentare. „Lass das mal und bleib beim Backen“ .

Nee, ich mach weiter.

Und schon beim zweiten mal Modellieren bin ich viel zufriedener. Ich glaube, man erkennt was es ist:

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Eigentlich bin ich Katzenfrau, aber das Schweinchen gefällt mir am besten. Irgendwie ist es schief geraten. Schief und schräg wie ich.

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Ich werde immer wieder Scheitern. Die Dinge gelingen mir nicht so gut wie anderen. Auch wenn ich nicht so gut Fahrrad fahren kann,mache es, wenns mir passt

Auch wenn ich niemals so gut wie andere modellieren kann, freue ich mich, dass ich modellieren kann. Ich mag das nicht verstecken. Keiner muss mich loben oder Dutzidu machen. Aber auch keiner wird mich aufhalten.

Aufmunterndes Feedback und konstruktive Kritik nehme ich aber gerne. 🙂

 

Und hier das Rezept zum Kuchen, den alle sehr lecker fanden:

Zutaten:

4 Eier

175 g weiche Butter

200g brauner Zucker

200g gemahlene Haselnüsse

100g Mehl

1 Prise Salz

2 Äpfel, klein gehackt

1 1/2 Tl Backpulver

1 1/2 Tl Zimt (Nach Geschmack)

3/4 Tl Nelkenpulver (Nach Geschmack)

Zubereitung:

Butter und Zucker schaumig rühren. Alle anderen Zutaten, außer die Äfel, einrühren. Die Äfel unterheben. In einer 26ger Form bei 180 Grad Ober/Unterhitze  backen. Die letzte Viertelstunde eventuell auf 150 Grad runter drehen. Hängt von euren Backöfen ab.

Deko wie ihr mögt 😉

 

 

Vojta, Glaubenskriege, die Küchenmaschine und eine auf Krawall gebürstete 6-Jährige

Vojta ist eine  Methode der Krankengymnastik. Durch Aktivierung bestimmter Reflexe sollen Bewegungsabläufe, die eigentlich durch einen Schaden im zentralen Nervensystem (ZNS) nicht mehr möglich sind, wieder hergestellt werden. Meist wird Vojta bei Babys und Kleinkindern angewendet. Sehr vereinfacht erklärt, wer´s genauer wissen mag, siehe Dr. Google.

Vojta ist umstritten, wird heiß diskutiert, gehypt, gelobt, kritisiert und verdammt. Es gibt die Anhänger, die Vojta für DAS Allheilsmittel für Kinder mit Störungen im ZNS halten und es gibt die Kritiker, die Vojta für Teufelszeug halten. Und dann gibt es noch ein paar wenige, die die Vor- und Nachteile von Vojta abwägen und individuell entscheiden.Zwischen Anhängern und Kritikern herrscht der totale Glaubenskrieg. Egal ob Eltern sich für oder gegen Vojta für ihr betroffenes Kind entscheiden, sie werden ganz sicher von irgendwem dafür gedisst.

Ist so ähnlich wie mit dem Thermomix der Küchenmaschine, die alles kann und alle Arbeitsschritte auf dem Display anzeigt ( Hilfe, bloß keine Marken nennen, von wegen Schleichwerbung und so). Die einen können nicht mehr ohne, die anderen halten ihn für überteuerten Schwachsinn. Und ein paar wenige meinen, dass die Küchenmaschine in bestimmten Lebenssituationen angemessen ist (vernünftig abwägen und so).

Ich durfte musste auch Vojta machen.

Vojta tut nicht weh.

Aber Vojta ist saumäßig ekelhaft.

Stellt euch vor, ihr werdet zu etwas gezwungen, was ihr eigentlich gar nicht könnt. Kognitiv und physisch gleichzeitig. Mathe Lk Abi in 30 Minuten schreiben und gleichzeitig Jonglieren üben zum Beispiel. Spinnen essen und gleichzeitig Einrad fahren lernen. Oder Helene Fischer Lieder Schlager hören, mitsingen und die Steuererklärung machen. So habe ich Vojta in Erinnerung. Alles, jede Faser sträubte sich dagegen.

Entsprechend habe ich mich aufgeführt. So viel Theater gemacht, wie eine frisch operierte 6-Jährige mit Halbseitenlähmung nur machen kann. Und noch mehr. Ich war die Anarchistin unter den 6-Jährigen, die Punkerin mit rosa Kleidchen. Ich habe wirklich viel brav mitgemacht, Blut abnehmen, Katheteruntersuchung ohne Narkose, Nadel in die frische Narbe, alles ohne Theater. Aber Vojta, nee, lasst mal.

Trotzdem hab ich laufen gelernt. Und kochen. Und backen. Und Fahrrad fahren.

Ich weiß nicht, ob meine Eltern Anhänger, Kritiker oder vernünftig waren. Aber sie waren das Theater leid und ich habe mich durchgesetzt.

Bis heute löst Vojta etwas Uncooles in mir aus. Diesen Blogeintrag  Eine Mutter über Vojta konnte ich erst nach ein paar Tagen lesen. Und er hat in mir rumort, gewirkt und mich diese Zeilen ausgespucken lassen. 

Übrigens, unter uns:

Ich gehöre zu den Vernünftigen, ich kann gut verstehen, dass manchmal ein Thermomix echt Sinn macht.

Ganz unter und:

Thermomix, was ein überteuerter Schwachsinn, da geht nur die Kochkultur verloren!  😉

Einfach nur mein Lieblingskuchen

Dieser Kuchen steht für sich. Keine Geschichte, keine Moral, keine Anekdote. Einfach nur dieser einfache, aber unfassbar leckere Kuchen. Ohne viel Aufwand, ohne Tand, ohne Extras. Funktioniert immer, im Sommer, im Winter, zum Frühstück, zum Kaffee, als Nachspeise, als Snack.

Besonders für Schokaholics geeignet.

Mein persönlicher Rat: Nehmt besonders gute Schokolade.

Im Originalrezept kommen noch 3 El Mehl dazu, ich lasse die dezent weg und erweitere dafür mit Mandeln und Schokolade.

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Zutaten:

200 g Zartbitter Schokolade

175 g Butter

150 g brauner Zucker

5 Eier, getrennt

evt. Prise Salz oder Spritzer Zitronensaft

100g gemahlene Mandeln

30g gehackte Mandeln

Zubereitung:

Mein Backofen ist langsam, deswegen stelle ich ihn zuerst an, 180 Grad Ober/Unterhitze.

Butter und Schokolade über einem Wasserbad schmelzen lassen. Währenddessen Eier trennen und Eiweiß steifschlagen. Funktioniert besonders gut mit einem Spritzer Zitronensaft oder einer Prise Salz. Hat irgendwas mit Chemie zu tun. Oder mit Biologie. Weiß ich nicht genau. 😉

Weil jetzt meist Butter und Schokolade bei mir noch nicht ganz geschmolzen sind, fette ich an der Stelle eine 24er Springform ein und lege sie mit Backpapier aus, könnt ihr aber natürlich auch wann anders machen.

Die Eigelbe mit mit dem Zucker gut verrühren. Die Butter-Schokoladenmischung einrühren. Die Mischung soll etwas abgekühlt sein, vermute, damit das Eigelb nicht gerinnt. Ich hab nie die Geduld dafür und schütte die Mischung ohne Abkühlen zu der Eigelb-Zuckermasse. Mir ist noch nie was geronnen. Noch mal alles gut verrühren. Dann die gemahlenen und gehackten Mandeln einrühren. Das alles geht gut mit der Küchenmaschine oder dem Handrührgerät. Jetzt zum Schluss kommt das steife Eiweiß, das sollte vorsichtig mit einem Löffel oder einem Teigschaber, oder was ihr mögt, untergehoben werden.

Den Teig in die Form füllen, er verläuft von allein.

25 bis 30 Minuten backen.

Ich mache 25 Minuten, dann hat er einen ganz weichen Kern.

Kurz abkühlen lassen, aus der Form lösen, wer die Geduld hat, mit Puderzucker bestaäuben.

Am besten lauwarm genießen!

Das Bonzenbüro, der kaputte Aufzug und die Kürbis-Orangen-Cupcakes

Das Bonzenbüro, der kaputte Aufzug und die Kürbis-Orangen-Cupcakes

 

Für andere Blogeinträge habe ich mehrfach das wirklich schöne und tolle Kompliment bekommen, sie seien lustig, man habe gelacht und sich gut amüsiert. Das hat mich ehrlich gefreut.

Ich habe lange überlegt, wie ich das, was ich jetzt schreiben will, lustig machen kann. Krieg ich nicht hin.

Aber versprochen, ich drück auch nicht auch die Tränendrüse….

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….ich habe da einen guten Freund, ein gestandenen Kerl, dick im Geschäft, allein die Arbeitsplatzadresse muss erst mal finanziert werden, ich nenne es das „Bonzenbüro“, fettes Auto und so, ein Büro, das auf Gewinn und Wirtschaftlichkeit ausgelegt ist, viel arbeiten.

Nun hat es ihn ziemlich zerschmettert, einer dieser fiesen fortschreitenden Krankheiten, die nicht aufzuhalten sind. Er musste im Büro Klartext reden, ich kann nicht mehr so viel arbeiten, wie früher, ich weiß nicht wie es weiter gehen wird, ich muss mich einschränken. Das heißt letztlich auch weniger Kohle, weniger Gewinn. Und den jährlichen Bürowochenendausflug zum Golfen schaffe ich nicht mehr.

Und die Kollegen und Vorgesetzten? Sie haben ihn nicht dezent subversiv davon gejagt. Im Gegenteil. Wir schaffen das, dann machen wir das eben so und so. Wir halten zusammen, wir gehen da gemeinsam durch, wir stehen zu dir. Und dann halt nicht golfen, sondern Wochenende im stufenlosen Wellnesshotel.

Das hat mir Mut gemacht.

Kurz vorher gab es da in meiner Arbeit diese Weihnachtsfeier für alle Teams. Erst Fackelwanderung, dann Unterhaltungsprogramm, dann Essen und Trinken.

Ich in meinem Team: „Die Fackelwanderung schaffe ich nicht, Dunkelheit, Sehbehinderung, Gehbehinderung und so….“ Satz noch nicht fertig, da kommt schon: „ Ja, prima, dann kannst du Schicht machen und wenn du magst, kommst halt nach.“

Hm. Stimmt schon.

Als ich nach kam, waren alle schon angeheitert, das Unterhaltungsprogramm lief auf der Bühne, es gab keine Sitzmöglichkeiten. Nach 8 Stunden Schicht und noch ein bisschen Rumstehen, erfolglosen Versuchen, in die Gespräche rein zukommen und noch erfolgloseren Versuchen den Angeheitertsstatus der KollegInnen zu erreichen, tat mir der Rücken weh (Halbseitenlähmung → Skoliose → Rückenautsch). Keine Sitzmöglichkeiten, auf den Boden setzen. Sich einsam fühlen. Irgendwann gehen.

Als mir der gestandene Kerl erzählte, wie seine KollegInnen und Vorgesetzten reagierten, nahm ich mir vor, die ganze Weihnachtsfeiersache in der Supervision anzusprechen. Mein Team bestand aus 6 ErzieherInnen, SozialpädagogInnen und PsychologInnen, ein soziales Team. Die alle schon vorher von meiner Behinderung wussten.

Hab ich gemacht: Ich hätte mir gewünscht, dass ich gefragt werde, wie ich denn trotzdem auf die Fackelwanderung mitgehen kann (eine Hand, ein Arm hättens getan, auch ein kleiner Finger). Ich hätte mir gewünscht, in die Gespräche miteinbezogen zu werden, wenn ich nachkomme. Ich hätte mir einen Stuhl gewünscht. Ich hätte mir gewünscht, dass mein Team wie das Bonzenbüroteam reagiert.

Wer ist dafür zuständig? Darf ich erwarten, dass mich jemand fragt? Darf ich Hilfe aus meinem Team erwarten? Muss ich widersprechen, wenn ich an der Weihnachtsfeier arbeiten soll?

Keine Antworten.

Halbes Jahr später.

Sommerwanderung. „Die Strecke ist für mich zu lang, kann ich dazwischen dazustoßen?“ Keine Antwort. Statt dessen: Schicht, alle anderen sind ja wandern.

Ich habe (nicht nur deswegen) gekündigt.

Und jetzt arbeite ich in einem großem Haus mit ganz vielen KollegInnen, bin aber in keinem festen Team.

Mit diesen Kürbis-Orangen-Cupcakes habe ich mich gleich zu Beginn sehr beliebt gemacht. Die wurden nicht gegessen, die wurden inhaliert:

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Von meiner Behinderung weiß nur meine Vorgesetzte.

Ich habe kein Problem damit, meinen neuen KollegInnen von meiner Behinderung zu erzählen. Ich habe auch kein Problem damit, ihnen nichts davon zu erzählen.

Ich bin noch unschlüssig.

Wie würdet ihr reagieren? Eine neue Kollegin, der man erst mal nichts ansieht, berichtet von einer Behinderung? Habt ihr Wünsche? Oder wie erzählt ihr, dass ihr eine Behinderung habt? Wie viel Unterstützung darf man/ich erwarten?

Und jetzt dürft ihr doch nioch mit mir grinsen:

do-not-open-color-300pxMeine neue Vorgesetzte geht ganz lässig damit um: „Der Aufzug ist kaputt, ich hab jetzt mal Druck gemacht, ich habe denen erzählt, ich habe hier eine Mitarbeiterin mit einer schweren Gehbehinderung, eine ganz, ganz schweren Gehbehinderung hab ich extra betont!

Grins, joah, ich schaff die Treppen schon, also so 4, 5 mal am Tag. Beim 5., 6. mal wird der Aufzug ist schon netter. Wenns bei der Beschleunigung der Reparatur hilft, hinke ich auch extra schlimm und schaffe schon beim ersten mal die Treppen nicht.

Rezept Kürbis-Orangen-Cupcakes

Teig:

85 g weiche Butter
85 g Zucker plus ca 2 Tl
2 Eier
150 g Kürbispürree
40 g gemahlene Walnüsse (Teig)

50g gehackte Walnüsse
75 g Mehl
1/2 P. Backpulver
1/2 TL Zimt
¼ TL Nelken
1 Pr. Salz

Frischkäse Topping:

170 g weiche Butter
170 g Puderzucker, gesiebt
170 g Frischkäse

Abrieb von einer ca ¾ Bio-Orange

 

Zubereitung:

Die ganzen Walnüsse zerhacken und mit 2 Tl Zucker in der Pfanne karamellisieren und etwas abkühlen lassen.

Butter und 85g Zucker ecremig rühren. Eier einrühren. Mehl, Backpulver, Gewürze, gemahlene Walnüsse und karamellisierte Walnüsse dazu geben und nur kurz unterheben.

Den Teig auf 12 Muffinförmchen verteilen.

Die Muffins bei 175 Grad für ca. 20 Minuten backen und komplett abkühlen lassen.

 

Für das Topping alle Zutaten cremig rühren und am besten noch mal in den Kühlschrank stellen.

Dann mit einem Spritzbeutel auf die Muffins aufspritzen. Welche Lochtülle ist Geschmackssache.

Ich habe übrigens noch etwas orangene Lebensmittelfarbe dazu und zum Schluss die Cupcakes mit Backkakao bestäubt.

Der Kuchen hat verloren…. ….und ich habe gewonnen

Da gab es diesen Backwettbewerb. Welchen, kann ich grad nicht schreiben. Sonst wäre das Scheinwerbung. Oder richtige Werbung. Oder product placement. Wer weiß das schon.

Es gab eine Küchenmaschine zu gewinnen, 10 Plätze in einem Backbuch, wo das eigene Rezept veröffentlicht wird, oder 300 Waffeleisen. Ja, ich hätte gerne die Küchenmaschine gewonnen, oder einen Platz in einem Backbuch, oder wenigstens ein Waffeleisen.

„Und, hast du gewonnen?“  fragt mich eine Freundin per Mail.

„Leider habe ich nichts gewonnen.“ schrieb ich. Und schaute den Satz an.

Irgendwas stimmte nicht daran.

Von vorne:

Ein Hersteller einer Süßigkeit, den ich immer noch nicht nenne, forderte auf, mit eben jener Süßigkeit Kuchen und -Tortenrezepte zu kreieren, zu fotografieren und mit Rezept einzureichen.

Ich hatte grad meine Tarte und -Mürbeteigphase, also wollte ich einen Mürbeteigboden mit einer Füllung und und der ungenannten Süßigkeit machen.

Zuerst probierte ich mit Minitarteletts rum, kann man in Mürbeteig Cappucinopulver geben? (Ja, kann man) Funktioniert Kaffeecreme mit Mango-Pfirsichspiegel? (Nein, tut es nicht) Oder eine weiße Schokoladencreme mit Mango-Pfirsichspiegel? (Schon besser, aber noch nicht ganz das Richtige…..) Am leckersten fand ich dann den Mürbeteigboden ohne Cappucinopulver, gefüllt mit einem Himbeerspiegel, einer dunklen Schokoladen-Kaffeecreeme und der ungenannten Süßigkeit.

Jetzt das ganze  nicht in den kleinen Förmchen, sondern in einer großen.

Zutatenmenge hochgerechnet, Backzeit verlängert.

Und: Großes Unglück, Katastrophe, schlimmer Unfall…..

Beim Lösen der Form brach der Rand und die Füllung lief heraus. Wie eine Schlammlawine aus Schokolade, Butter und Kaffee lief die Füllung auf den Tisch, über den Tisch, auf den Boden. Leider oder glücklicherweise gibt es keine Fotos dafon.

Zwei Drittel landeten im Müll, ein Drittel hab ich in Matscheform bereits genannter Freundin mitgebracht. Sie und ihr Mann haben das dann auch wirklich gegessen und den Geschmack gelobt. Ich liebe die beiden! ♥ ♥ ♥

Okay, was war passiert? Der Rand zu dünn? Nicht lange genug gekühlt und deswegen war die Füllung noch flüssig? Die Füllung sollte innen schon einen leicht flüssigen Kern haben, aber flüssiger Kern ist was anderes, als alles flüssig. Rezeptur noch mal verändern?

Nächster Akt:

Rand nicht dicker gemacht, aber an der Zusammensetzung der Füllung noch mal gebastelt und länger gekühlt.

Tatata, der Kuchen stand, auch im Anschnitt. In der Mitte leicht flüssig, eher cremig, sonst fest:

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Gleich mal auf die Seite des ungenannten Herstellers gegangen, in der Annahme, dass da eh nichts wichtiges steht, die Teilnahmebedingungen überflogen…..und….oh, nee, nicht wirklich, oder? Sch….

 

Teilnahmebedingungen ist die Verwendung der ungenannten Süßigkeiten in Normalgröße, ich hatte die Minigröße verwendet……

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Nein, nein, auch im Bild wird der Hersteller nicht genannt, weil wegen Scheinwerbung oder so, ihr wisst schon 😉 !

Also mal wieder nochmal: Boden, Spiegel, Füllung, Normalgröße ungenannte Süßigkeit, lange kühlen.

Endlich, mein Beitrag für den Backwettbewerb:

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Ja, ich hätte wirklich gern mindesten ein Waffeleisen gewonnen.

„Leider habe ich nichts gewonnen……, außer viel Erfahrung was mit dieser Füllung alles schief gehen kann ;).“ schrieb ich dann der Freundin, nachdem ich lange genug den Satz unzufrieden angeschaut habe.

Dabei sein ist alles, heißt es immer wieder. Joah, ich war schon enttäuscht. Aber das ist okay finde ich.

Weil, ich habe eben Erfahrungen gesammelt. Und ich hatte großen Spaß dabei.

Und wie komme ich jetzt auf die erkenntnisreiche Analogie zum großen Leben allgemein, wo ich drauf hinaus wollte?

Work in process, prozessorientiert, nicht ergebnisorientiert, trial and error, der Weg ist das Ziel, bla, bla. Wissen wir doch alle, oder?

Nee, ich vergesse das manchmal. Und ihr?

Trotzdem war ich zufriedener, als ich den Satz „Leider habe ich nichts gewonnen.“ um ein Komma und „ außer viel Erfahrung was mit dieser Füllung alles schief gehen kann ;).“ ergänzt habe. Vielleicht rede ich mir das auch nur schön.

Aber der Kuchen schmeckt.  Wirklich!!!

Wer ihn auch mal probieren will:

Kaffee-Schokotarte mit Himbeerspiegel und ungenannter Süßigkeit, aka Schaumküsse

Zutaten

Teig:
80 g Zucker
160 g Butter, kalt
240 g Mehl
1 Eigelb
1 Pr. Salz
1 Pck. Vanillezucker
evtl ein Schuss kalter Espresso
Füllung:
150g Zartbitterschokolade
150g Butter
160g Zucker
1 Tl Vanilleschotenextrakt
3 gehäufte El Cappuccinopulver
50g Mehl
1 Prs Salz
6 ungenannte Süßigkeiten, als Schaumküsse
Spiegel:
150g TK Himbeere

Deko:
100ml Sahne
1 Tl Sahnesteif
Kaffeeschokobohnen

Für den Teig alle Zutaten rasch zu einem Mürbeteig verkneten, je nach Eigröße einen Schuss kalten Espresso dazu, falls er zu krümelig wird. Teig zu einer Kugel formen und ca 30 min kühlen.
Die Himbeeren erwärmen und ca 15-20 min köcheln, bis sie eingedickt sind. Beiseite stellen und abkühlen lassen.
Teig in einer gefetteten und mit Backpapier ausgelegten 26cm Springformflach drücken und ca. 3cm Rand hochziehen. Einstechen oder blind backen, 15 min bei 175 Grad Ober/Unterhitze.
Für die Füllung Schokolade und Butter im Wasserbad schmelzen. Zucker, Eier, Salz und Vanilleschotenextrakt schaumig rühren. Leicht abgekühlte Butter-Schokolademischung einrühren. Dann Mehl und das Cappuccinopulver unterheben.
Auf dem etwas abgekühltem Tarteboden den Himbeerspiegel verstreichen. Die ungenannte Süßigkeit, aka Schaumküsse vom Waffelboden trennen und draufsetzen. Die Füllung drüber gießen und noch mal 20 min bei 175 Grad Ober/Unterhitze backen.
Nach dem Backen auskühlen lassen. (Gut auskühlen lassen! Also so 3 Stunden, ungefaähr. 😉 )
Sahne mit Sahmesteif steif schlagen. Auf Waffelboden spritzen. Mit Kaffeeschokobohnen dekorieren.

Ich persönlich fand die Version mit den Minis hübscher. Wenn ihr die nehmen wollt, einfach ein paar mehr Minis. 😉